Aktuelle Auswertung – so effektiv läuft das Mammographie-Screening in Deutschland

Mammographie-Screening-Programme stehen im Fokus wissenschaftlicher Diskussionen. Experten versuchen eine Antwort darauf zu finden, wie erfolgreich diese bevölkerungsbezogenen Angebote zur Brustkrebsfrüherkennung sind. Dabei wird Erfolg zu allererst in Verbindung gebracht mit der Senkung der Brustkrebssterblichkeit. Doch dafür müssen die Programme viele Jahre laufen. Denn frühestens nach 10 Jahren zeigen sich Effekte auf der Bevölkerungsebene. Um deren Ausmaß richtig abzuschätzen muss allerdings noch deutlich länger nachbeobachtet werden.

In Deutschland ging das Brustkrebsscreening erst 2005 an den Start und wurde bis 2009 schrittweise im gesamten Bundesgebiet umgesetzt. Daher kann noch keine belastbare Aussage zu den Effekten des Screening auf die Brustkrebssterblichkeit getroffen werden. Aber durch die regelmäßige Evaluation des Programms lässt sich schon heute ableiten, ob die Qualitätssicherung greift und die von den EU-Leitlinien geforderten Ergebnisse erreicht werden.

Frühindikatoren und Prozessparameter
Wie wirksam ein Mammographie-Screening-Programm ist, lässt sich an bestimmten Eckpunkten ablesen. Brustkrebsentdeckungsrate, Stadienverteilung, Einladungsrate und Wiedereinbestellungsrate sind wichtige Frühindikatoren, die anzeigen, ob das Programm auf dem richtigen Weg ist. Prozessparameter aus der Qualitätssicherung wie die Bildwiederholungsrate oder der Anteil unnötiger Biopsien geben Aufschluss über Belastungen durch weitere Untersuchungen. Frühindikatoren und Prozessparameter sind ebenso durch die EU-Leitlinien definiert wie deren Auswertung.

Erst- und Folgeuntersuchungen
Das Mammographie-Screening-Programm in Deutschland ist etabliert. Das zeigt sich am Verhältnis von Erst- und Folgeuntersuchungen. In 2011 sind 1,9 Millionen Frauen untersucht worden, die bereits mehrmals am Screening teilgenommen haben. Erstmalig hingegen sind nur rund 800.000 Frauen untersucht worden. Damit machen die Erstuntersuchungen nur noch einen Anteil von knapp 30 % aller Untersuchungen aus. Zudem werden vorwiegend jüngere Frauen erstmals untersucht: Fast 60 % der Erstuntersuchungen fanden bei Frauen im Alter von 50 bis 54 Jahren statt.

Einladungs- und Teilnahmerate
Seit der Flächendeckung im Jahr 2009 liegt die Einladungsrate über 90 %. Die an-spruchsberechtigten Frauen in Deutschland werden also durch das Einladungswesen gut erreicht. Die Teilnahmerate ist seit Einführung des Screenings im Wesentlichen stabil bei rund 55 %.

Brustkrebsentdeckungsrate
Brustkrebs wird im Bundesdurchschnitt bei 6 von 1.000 untersuchten Frauen diagnostiziert. Seit Beginn des Screenings liegt der Anteil von Krebsvorstufen und Frühkarzinomen (DCIS, Ductale Carcinomata in situ) unter den entdeckten Karzinomen bei knapp 20 %. Der Anteil prognostisch günstiger Stadien unter den invasiven Karzinomen im Screening ist, wie in den Vorjahren, deutlich größer als vor Screening-Beginn. Die Vorgaben der Europäischen Leitlinien werden durchweg erfüllt.

Abklärung
Auch bei den Prozessparametern werden die Vorgaben der Europäischen Leitlinien erfüllt. Die Ergebnisse bestätigen eine hohe Effektivität der Screening-Untersuchung. Von den knapp 130.000 Frauen, die im Rahmen des Programms an einer Abklärungsuntersuchung teilgenommen haben, hat sich in 13 % der Fälle der Verdacht auf eine Brustkrebserkrankung bestätigt. Wird die Empfehlung zu einer Gewebeentnahme mittels Stanzbiopsie ausgesprochen, bestätigt sich in 50 % der Fälle der Verdacht auf eine bösartige Erkrankung. Hervorzuheben ist auch die Güte der Durchführung einzelner Untersuchungen, die durch eine Bildwiederholungsrate von nur 1,1 % und einer Rate unzureichender Biopsien von nur 1,3 % belegt werden.

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