Eine hohe Brustdichte gilt als allgemein anerkannter Risikofaktor für Brustkrebs. Dabei ist die Risikoerhöhung bei dichter Brust aber nur gering.
Definition Brustdichte
Die weibliche Brust setzt sich zusammen aus Drüsen- und Bindegewebe einerseits und Fettgewebe andererseits. Die Dichte beschreibt die Verteilung der Gewebearten. In der Regel wird dabei eine Einteilung in 4 Stufen verwendet (Tabelle 1).

Die Brustdichte wird anhand der Mammographie abgeschätzt. Digitale Mammographie-Techniken, die heute im Deutschen Mammographie-Screening ausschließlich verwendet werden, können besser als die analoge Mammographie auch dichtere Anteile der Brust „durchleuchten“.
80 Prozent der Frauen haben eine Brustdichte der Stufe 2 oder 3
Die Brustdichte variiert zwischen Frauen, aber auch bei einer Frau selbst, abhängig vom Alter und Hormonstatus. Vor der Menopause ist das Brustgewebe oft dichter, ältere Frauen dagegen haben meist eine niedrigere Dichte. Durchschnittlich kann man von einer Verteilung gemäß Abbildung 1 ausgehen (ACR 2013).

Eine aktuelle Publikation aus dem Mammographie-Screening-Programm (Untersuchung von mehr als 25.000 Frauen aus dem Regierungsbezirk Münster) ergibt eine ähnliche Verteilung (Tabelle 2) (Weigel 2016).
Demnach haben weniger als 10 % der Frauen eine sehr niedrige Dichte und weniger als 10 % eine extrem hohe Dichte.
Brustkrebsrisiko in Abhängigkeit von der Brustdichte
Eine neuere Untersuchung des amerikanischen Breast Cancer Surveillance Consortium liefert Angaben zum relativen Brustkrebsrisiko in Abhängigkeit der Brustdichte für verschiedene Altersgruppen (Tabelle 3) (Mandelblatt 2015).

Demnach ist das Risiko für eine Frau zwischen 50 und 64 Jahren mit sehr niedriger Dichte (Stufe 1) nur halb so groß (0,50) wie das durchschnittliche Risiko. Eine Frau desselben Alters mit sehr hoher Brustdichte hat dagegen ein 1,53-faches Risiko, an Brustkrebs zu erkranken (gegenüber dem Durchschnitt).
Risikorechner für Brustkrebs
Das individuelle Brustkrebsrisiko einer Frau hängt von einer Reihe verschiedener Faktoren ab. Zu den stärksten zählen das Alter, die hormonelle Situation und ererbte Risikogene. Weitere Faktoren wie bestimmte bestehende Veränderungen des Brustgewebes oder die Brustdichte beeinflussen das Risiko ebenfalls.
Das Brustkrebsrisiko kann anhand verschiedener Modelle berechnet werden. Dabei basieren die Risikorechner auf den Angaben einer Frau zu einzelnen Risikofaktoren.
Den ersten Risikorechner, der auch die Brustdichte als Risikofaktor einbezieht, veröffentlichte das Breast Cancer Surveillance Contortium: https://tools.bcsc-scc.org/BC5yearRisk/intro.htm.
Der Rechner kalkuliert das Risiko einer Frau, in den nächsten Jahren an Brustkrebs zu erkranken, auf Basis der folgenden Eingaben: Alter, Rasse/Ethnie, erkrankte Verwandte ersten Grades, frühere Biopsien mit unbekannten oder gutartigem Ergebnis und Brustdichte. Zum Vergleich wird jeweils das durchschnittliche Brustkrebsrisiko einer Frau desselben Alters und derselben Herkunft angegeben.
Nach diesem Risikorechner ergibt sich für eine Frau im Alter von 55 Jahren mit extrem dichter Brust und keinen weiteren Risikofaktoren ein 5 Jahres-Risiko von 1,84 %. Das durchschnittliche 5-Jahres-Risiko liegt bei 1,56 % (Abbildung 2). Die Frau mit extrem dichtem Drüsengewebe hat somit ein 1,2-faches Risiko gegenüber dem Durchschnitt. Diese geringfügige Risikoerhöhung bleibt auch für das 10-Jahres-Risiko bestehen.

Fazit
Die meisten Frauen haben eine Dichte der Stufe 2 oder 3 – also unregelmäßig dichtes Drüsengewebe mit einem kleineren oder größeren Anteil an Drüsen- und Bindegewebe.
Bei nur wenigen Frauen (< 10 %) besteht die Brust fast ausschließlich aus Fettgewebe. Diese Frauen haben ein niedrigeres Risiko an Brustkrebs zu erkranken, als der Durchschnitt.
Ebenfalls nur wenige Frauen (< 10 %) haben ein extrem dichtes Drüsengewebe. Sie haben ein rund 1,2-faches – also ein leicht erhöhtes – Risiko an Brustkrebs zu erkranken.
Die Brustdichte einer Frau ist ein Risikofaktor für Brustkrebs, der Einfluss auf das Brustkrebsrisiko ist jedoch gering. Weitere Faktoren beeinflussen das persönliche Risiko einer Frau an Brustkrebs zu erkranken mehr. Alleine betrachtet hat der Faktor Brustdichte daher nur eine geringe Aussagekraft.
Literatur
ACR (2013): Breast Imaging Reporting and Data System (BI-RADS®) Atlas (5th Edition)
Weigel S et al. (2016): Digital mammography screening: sensitivity of the programme dependent on breast density. Eur Radiol. DOI 10.1007/s00330-016-4636-4
Mandelblatt J et al. (2015): Collaborative Modeling of U.S. Breast Cancer Screening Strategies – Technical Report. AHRQ Publication No. 14-05201-EF-4.
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