Mammographie-Screening deckt aggressive Tumorvorstufen auf

Das flächendeckende Mammographie-Screening in Deutschland führt zur Entdeckung von etwa doppelt so vielen Tumorvorstufen – „ductalen Carcinomata in situ“ (DCIS) – wie vor dem Start des qualitätsgesicherten Früherkennungsprogramms. Der potenzielle Screeningvorteil, einen aggressiven Brustkrebs durch die Diagnose als Vorstufe und durch eine entsprechende Therapie zu verhindern, tritt häufiger unter älteren als unter jüngeren Teilnehmerinnen auf. Das berichten Wissenschaftler des Universitätsklinikums Münster in der Zeitschrift Radiology.

Bei einem DCIS haben die Tumorzellen die Basalmembran noch nicht durchbrochen und daher noch nicht metastasiert. In der Studie haben Wissenschaftler die entdeckten Tumorvorstufen DCIS nach Kernmalignitätsgrad ̶ hoch, intermediär und gering ̶ und nach 5-Jahres-Altersgruppen zwischen 50 und 69 Jahren bei 733.905 Frauen erfasst. Diese hatten zwischen 2005 und 2008 erstmals am Mammographie-Screening in Nordrhein-Westfalen teilgenommen.

Aggressivere DCIS-Formen häufiger bei älteren Frauen

Die höchste DCIS-Erkennungsrate ergab sich für die aggressivste Vorstufe (hoher Kernmalignitätsgrad) bei Frauen zwischen 65 und 69 Jahren (0,8 pro 1.000 gescreenter Frauen). In der jüngeren Altersgruppe von 50 bis 64 Jahre sind es 0,5 pro 1.000 gescreenter Frauen. Im Gegensatz dazu lag die Detektion des DCIS vom geringen Kernmalignitätsgrad in der ältesten Altersgruppe bei 0,4 pro 1.000 gescreenter Frauen. Die Daten wurden vom Epidemiologischen Krebsregister Nordrhein-Westfalen erhoben.

Der Kernmalignitätsgrad des DCIS gilt als relevanter prognostischer Faktor hinsichtlich Wahrscheinlichkeit und Dauer bis zur Metastasierung. Zudem geht infolge molekulargenetischer Pfade das DCIS vom hohen Kernmalignitätsgrad tendenziell in eine aggressive Brustkrebserkrankung über. Nach derzeitigem Wissen entsteht aus dem DCIS vom hohen Kernmalignitätsgrad im Durchschnitt nach fünf Jahren invasiver Brustkrebs – mit Durchbrechung der Basalmembran – während sich aus dem DCIS vom geringen Kernmalignitätsgrad durchschnittlich erst nach 15 Jahren ein invasives Karzinom entwickelt.

Digitales Mammographie-Screening entdeckt häufiger biologisch relevante Vorstufen

Die neuen Studienergebnisse belegen, dass durch digitales Mammographie-Screening mit zunehmendem Alter immer häufiger biologisch relevante Brustkrebsvorstufen entdeckt werden, bevor sie in einen aggressiven invasiven Brustkrebs übergehen. Die systematische Brustkrebs-Früherkennung bewirkt durch diese Diagnosevorverlagerung einen Therapievorteil, da Chemotherapien von Mammakarzinomen des molekulargenetischen „high-grade Pfades“ vermieden werden können.

 

QUELLE: S. Weigel, H. W. Hense, J. Heidrich, S. Berkemeyer, W. Heindel, O. Heidinger (2016): Digital Mammography Screening: Does Age Influence the Detection Rates of Low-, Intermediate-, and High-Grade Ductal Carcinoma in Situ?; Radiology, 2016 Mar;278:707–713. doi: 10.1148/radiol.2015150322

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

Über die Zuverlässigkeit der Dichtebestimmung

Pi mal Daumen?

Die exakte Zahl Pi in Kombination mit einem ungefähren Daumenmaß wird umgangssprachlich verwendet als Ausdruck eines Schätzwertes. Und mit Pi mal Daumen lässt sich die Zuverlässigkeit der mammographischen Dichtebestimmung vergleichen.

Eine exakt reproduzierbare Dichtemessung im eigentlichen Wortsinn gibt es nicht, wohl aber unterschiedliche Verfahren der semiquantitativen oder qualitativen Dichteschätzung in 4 bis 6 unterschiedlich definierte Kategorien1, 2, 3, 4, 5, die international Anwendung finden (Tabelle 1).

weiterlesen

Digitales Mammographie-Screening besitzt hohe Programmsensitivität

Wir analysierten im deutschen Mammographie-Screening-Programm den Einfluss der Brustdichte auf die sogenannte Programmsensitivität. Bei 25.576 Screening-Mammographien wurde von den unabhängigen Doppelbefundern die Brustdichte visuell eingeschätzt.

weiterlesen