Entwicklung der Brustkrebsentdeckungsrate im Mammographie-Screening-Programm

Mit zunehmender Etablierung des Mammographie-Screening-Programms in Deutschland sinkt die Brustkrebsentdeckungsrate – auch bei Frauen, die erstmals untersucht werden. Dies ist ein erwarteter und aus Mammographie-Screening-Programmen anderer Länder bekannter Effekt. Aber woran liegt das?

Zwei Entwicklungen beeinflussen die Brustkrebsentdeckungsrate. Bei Einführung eines Programms werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren erstmals untersucht (Erstuntersuchungen). In einem laufenden Programm werden die meisten Frauen bereits wiederholt untersucht (Folgeuntersuchungen). Erstuntersuchungen dagegen finden vor allem bei 50- bis 51-jährigen Frauen statt, die neu in das anspruchsberechtigte Alter gekommen sind.

Der erste Effekt beruht auf dem Übergang von Erst- zu Folgeuntersuchungen. Frauen in Folgeuntersuchungen sind bereits 2 Jahre zuvor mammographisch untersucht worden. Bei einer Folgeuntersuchung können nur Tumoren gefunden werden, die seit der letzten Untersuchung neu entstanden sind. Bei Erstuntersuchungen dagegen gab es in der Regel keine regelmäßige vorhergehende Röntgenuntersuchung. Daher können zusätzlich Tumoren gefunden werden, die vor längerer Zeit entstanden sind. Die Brustkrebsentdeckungsrate ist folglich bei Erstuntersuchungen deutlich höher als bei Folgeuntersuchungen. Mit Etablierung eines Mammographie-Screening-Programms steigt der Anteil der Folgeuntersuchungen und die Brustkrebsentdeckungsrate nimmt entsprechend ab.

Aber warum sinkt auch die Brustkrebsentdeckungsrate bei den Erstuntersuchungen? Dieser zweite Effekt resultiert aus der Altersverschiebung bei den Erstuntersuchungen.

Zu Beginn des Programms werden alle Teilnehmerinnen zwischen 50 und 69 Jahren erstmals untersucht. Nach dieser ersten Screening-Runde werden die Frauen wiederholt eingeladen und untersucht. Erstmals eingeladen und untersucht werden Frauen im Alter von 50 und 51 Jahren, die neu in das anspruchsberechtigte Alter gekommen sind. Diese jüngeren Frauen haben ein geringeres Brustkrebsrisiko, denn das Risiko an Brustkrebs zu erkranken steigt mit dem Alter (siehe Abbildung 1). So ist auch bei den Erstuntersuchungen in einem etablierten Programm mit einem Rückgang der Brustkrebsentdeckungsrate zu rechnen.

Beide Effekte zeigen sich deutlich an den Ergebnissen 2010 der Evaluation des Mammographie-Screening-Programms in Deutschland. In 2010 wurden rund 1,5 Millionen Folgeuntersuchungen durch¬geführt – erstmals mehr als Erstuntersuchungen (1,2 Millionen). Fast die Hälfte der erstmals untersuchten Frauen (46 %) war zwischen 50 und 54 Jahren alt. Innerhalb der Folgeuntersuchungen sind die Altersgruppen erwartungsgemäß deut¬lich gleichmäßiger verteilt mit einem etwas ge¬ringeren Anteil der jüngsten Altersgruppe (siehe Abbildung 2).

In Abbildung 3 wird die Brustkrebsentdeckungsrate präsentiert. Sowohl bei Erst- als auch bei Folgeuntersuchungen ist der Zusammenhang zwischen altersabhängigem Erkrankungsrisiko und Brustkrebsentdeckungsrate zu sehen. Ebenfalls klar zu sehen ist der Unterschied zwischen der Brustkrebsentdeckungsrate bei Erstuntersuchungen und Folgeuntersuchungen. Die Brustkrebsentdeckungsrate bei Erstuntersuchungen ist in jeder Altersgruppe fast doppelt so hoch wie bei Folgeuntersuchungen in derselben Altersgruppe.

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